Was für Modellportfolios spricht
85%
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von Dave Goodsell
Die rasche Ausbreitung der Omikron-Variante, daraus resultierende Personalengpässe in kontaktintensiven Bereichen, systemweite Stornierungen von Flügen sowie sonstige Verzögerungen: Das alles zeigt, dass Covid-19 auch im dritten Pandemiejahr nach wie vor eine erhebliche Bedrohung für die Weltwirtschaft darstellt. Allerdings haben Anleger mit Blick auf das kommende Jahr angesichts der höchsten Inflationsraten seit 40 Jahren sowie anstehender Zinserhöhungen noch andere Gründe zur Sorge.
Den Ergebnissen einer aktuellen Umfrage unter 436 für die Fondsauswahl zuständigen Vertretern führender Plattformen für Vermögensverwaltungsgesellschaften, Privatbanken und Versicherungen aus aller Welt zufolge werden Störungen von Lieferketten (51 %) sowie eine restriktivere Zentralbankpolitik (45 %) als größte Gefahr für die Wirtschaft im Jahr 2022 eingestuft – noch deutlich vor Covid-Varianten (40 %).
Im Einklang mit den Risiken für die Wirtschaft erachten die Befragten die Zinsen (70 %), die Inflation (68 %) und die Bewertungen (48 %) als größte Portfoliorisiken. Und nach 18 Monaten relativer Ruhe rechnen viele mit Korrekturen bei Kryptowährungen (62 %), Anleihen (49 %), Aktien (46 %) und Tech-Werten (43 %).
Uneins sind sich die Fachleute, deren Firmen über 12 Bio. US-Dollar an Kundenvermögen verwalten, jedoch im Hinblick auf die beste Investmentstrategie für dieses veränderte Umfeld: Die eine Hälfte traut aggressiven Portfolios eine überdurchschnittliche Entwicklung zu, die andere Hälfte setzt auf defensive Portfolios.
Eine der größten Herausforderungen könnte darin bestehen, auf die Renditeerwartungen der Kunden einzugehen. Nachdem der S&P im letzten Jahr 26,89 % abgeworfen hat1, haben die Umfrageteilnehmer ihre Ertragsannahmen für 2022 von 7,1 % auf 7,8 % nach oben korrigiert. Den Anlegern könnte das zu wenig sein. Deren Erwartungen liegen einer separaten Umfrage zufolge bei 14,5 % über der Inflationsrate, woraus sich eine Erwartungslücke von 86 % ergibt.
Das ist ein Hauptgrund dafür, dass die für die Fondsauswahl verantwortlichen Manager von der Ausweitung des Modellportfolioangebots ihrer Unternehmen ausgehen: 82 % glauben, dass sie ihren Kunden mit Modellen gleichmäßigere Investmenterfahrungen vermitteln können. Die ewig niedrigen Renditen konterkarieren sie ferner durch breiteren Zugang zu Private Assets. Angesichts der wachsenden Bedeutung von ESG (Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) bauen viele auch ihr Angebot an nachhaltigen Investments aus – mit Einzelstrategien und Modellportfolios.
Ihr Erfolg im Jahr 2022 wird letztlich davon abhängen, wie sie auf drei zentrale Themen reagieren:
Über die Umfrage
2022 Fund Selector Outlook
Natixis Investment Managers, globale Umfrage unter für die Fondsauswahl verantwortlichen Vertretern von Vermögensverwaltern, durchgeführt von CoreData Research im November und Dezember 2021. An der Umfrage beteiligten sich 436 Personen aus 25 Ländern in ganz Nordamerika, Lateinamerika, dem Vereinigten Königreich, Kontinentaleuropa, Asien und dem Nahen Osten.
1
Konjunkturausblick für 2022
Wachstumsrisiken durch Lieferkettenstörungen, Zentralbankpolitik und Covid-Varianten
Obwohl 2021 weltweit ein Wachstum von 5,9 % zu verzeichnen war und der IWF für 2022 4,9 % prognostiziert2, wirft die Pandemie weiterhin lange Schatten. Die Umfrageteilnehmer lesen aus den makroökonomischen Schlagzeilen zunehmende Risiken heraus.
Die größte Bedrohung stellen Lieferkettenstörungen dar (51 %), da nach wie vor Engpässe bei allen möglichen Produkten bestehen, von Frachtcontainern über Mikroprozessoren bis hin zu Tiernahrung. Die Wenigsten rechnen mit einer schnellen Lösung. Zwei Drittel gehen davon aus, dass die Störungen noch bis 2023 anhalten.
Auch ein gelungener Aufschwung kann eine Herausforderung darstellen, da Wachstum die Zentralbanken dazu veranlasst, ihre Anleihenkaufprogramme zurückzufahren. Weltweit gehört eine restriktivere Zentralbankpolitik bei 45 % der Befragten zu ihren größten wirtschaftlichen Sorgen.
Varianten wie Omikron sind zwar Nachwirkungen der Pandemie, doch vier von zehn Umfrageteilnehmern sehen auch darin eine Gefahr. Insgesamt sind sechs von zehn (59 %) der Ansicht, dass sich die Weltwirtschaft den Folgen von Covid 2022 nicht entziehen kann. 44 % befürchten, Varianten könnten die Konjunkturerholung in ihrem Land bremsen.
Lieferketten- störungen |
Restriktivere Zentralbank- politik |
Covid-Varianten
|
Beziehungen USA/China
|
Wirtschaft- swachstum |
51% | 45% | 40% | 39% | 24% |
Lieferkettenstörungen
|
51% |
Restriktivere Zentralbankpolitik
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45% |
Covid-Varianten
|
40% |
Beziehungen USA/China
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39% |
Wirtschaftswachstum
|
24% |
Umfrageteilnehmer setzen auf Wiederöffnung
Trotz der Sorgen gehen die Befragten nicht davon aus, dass sich die Lockdown-Wirtschaft durchsetzt. Stattdessen glauben 71 % an ein überdurchschnittliches Wiederöffnungsgeschäft, wenn die Verbraucher wieder Liveerlebnisse wie Filme, Restaurants und Reisen nachfragen. Ebenso prognostizieren viele, dass sich ein Nachholeffekt im Wachstum niederschlagen wird, wenn sich Verbraucher den längst geplanten Neuwagen kaufen oder andere größere Anschaffungen gönnen.
Energie: Trumpf unter den Sektoren
Die Überzeugung vom Wiederöffnungsgeschäft wird in den Sektorprognosen für 2022 mehr als deutlich. An der Spitze der Liste möglicher Outperformer steht Energie (54 %). Die Preise sind eindeutig inflationsbedingt gestiegen, doch aus langfristiger Sicht dürfte Energie zugutekommen, wenn die Konjunktur anzieht und die Nachfrage steigt.
In die Beurteilung des Finanzsektors fließen Zinserhöhungen ein. Diesem Sektor prophezeien 51 % der Befragten eine überdurchschnittliche Entwicklung. Offensichtlich nehmen sie an, der Sektor dürfte von der Spanne zwischen den Guthabenzinsen und den Sätzen profitieren, die Kreditnehmern berechnet werden.
Fast die Hälfte (47 %) rechnet auch im Gesundheitssektor mit Überrenditen. Die aktuelle Stimmung berücksichtigt vermutlich die langfristigen Gewinne, die bei rascher Entwicklung eines Covid-Medikaments winken, den Erfolg der mRNA-Impfstoffe sowie die Chance, vor der Pandemie verfolgte Geschäftsziele anzupeilen.
Auch der Ausblick für den Tech-Sektor ist positiv. Diesem trauen 43 % eine Outperformance zu. Da die Politik die Dominanz des Sektors kritisch sieht, geht ein Drittel (35 %) von einer möglichen Zerschlagung großer Tech-Konzerne aus, die Mehrheit (65 %) erwartet für 2022 aber unvermindertes Wachstum für den Sektor.
Besser als
Im
Marktdurchschnitt
Schlechter als
100%
54%
30%
16%
51%
33%
16%
47%
42%
11%
43%
33%
24%
42%
43%
15%
35%
50%
16%
27%
57%
16%
27%
51%
22%
26%
54%
20%
22%
48%
30%
12%
49%
39%
100%
Auf den Märkten ist eine Korrektur fällig
Trotz des eindeutig positiven Ausblicks schließen die Umfrageteilnehmer eine bevorstehende Korrektur nicht aus. Die entscheidende Frage: Welches Korrekturszenario ist das wahrscheinlichste?
KryptowÄhrungen
Anleihen
Aktien
Tech
Mit einer Korrektur rechnen die Umfrageteilnehmer nicht in erster Linie bei traditionellen Anlageklassen: Sechs von zehn (62 %) prognostizieren sie für die hochfliegenden Kryptowährungen. Ungeachtet der Risiken könnten die Kunden verstärkt auf das Ertragspotenzial achten. 36 % der Befragten geben an, dass ihre Kunden Krypto nachfragen.
Drei von zehn Teilnehmern vertreten den Standpunkt, dass Anleger ihren Portfolios ein gewisses Krypto-Engagement beimischen sollten. Um die Nachfrage zu erfüllen, sind jedoch verschiedene Hürden aus dem Weg zu räumen. Acht von zehn (82 %) Befragten zufolge muss das Kryptosegment transparenter werden, bevor ihr Unternehmen entsprechende Investments anbieten kann. Ebenso viele sind der Ansicht, dass die Kryptosparte besser reguliert werden müsse. Sechs von zehn gehen davon aus, dass Unternehmen mehr Aufklärung benötigen, bevor sie in Krypto-Investments einsteigen können.
2
Portfoliostrategie für 2022
Zinsen, Inflation und Bewertungen zählen zu den größten Risikobedenken
Trotz der Veränderungen bei Wirtschaftsfaktoren, die die Marktannahmen prägen, erwarten die Befragten keine drastischen Verschiebungen bei der Allokationsstrategie. Vielmehr werden sie sich innerhalb einzelner Anlageklassen auf taktische Prognosen stützen, um das Risiko-/Ertragspotenzial von Portfolios ausgewogen zu gestalten.
2021
2022
Da viele für 2022 mit Zinserhöhungen rechnen, stehen Zinsen (70 %) erwartungsgemäß ganz oben auf der Liste der Portfoliorisiken. Steigende Zinsen stellen aber nicht nur solche Anleger vor Herausforderungen, die sich für Anleihen interessieren. Die niedrigen Zinsen sind auch ein maßgeblicher Treiber des in den letzten zehn Jahren verzeichneten Rekordanstiegs der Aktienmärkte. Infolgedessen wirken sich Zinsrisiken auf die Pläne für beide Anlageklassen aus.
Zinsen
70%
Inflation
68%
Bewertung
48%
Volatilität
47%
Liquidität
16%
Die Inflation (68 %) rangiert bei den Risiken knapp an zweiter Stelle. Zunächst hielten die Ökonomen die Inflation für ein vorübergehendes Phänomen – das Ergebnis von Lieferkettenstörungen und steigenden Beschäftigtenzahlen. Inzwischen rechnen viele für die USA mit einem längeren Inflationsschub sowie mit einer weiteren Anspannung des Arbeitsmarkts, wenn die Arbeitslosenquote auf 3,5 % fällt. Die Löhne steigen schneller, wie der enorme Mehrverdienst belegt, den ein Stellenwechsel verspricht. Dabei sorgen nach wie vor anhaltende Probleme auf Angebotsseite weiter für höhere Preise in maßgeblichen Marktsegmenten.
Große Umstellungen bei der Allokationsstrategie sind zwar nicht vorgesehen, doch institutionelle Investoren treffen taktische Vorkehrungen, um sich auf ein Jahr einzustellen, in dem sie mit steigender Inflation, niedrigen Zinsen und hohen Bewertungen zurande kommen müssen.
Aktien+
Festverzinsliche
Wertpapiere+
Alternative
Investments+
3
Investmentlösungen
Modellportfolios, Private Equity und ESG-Strategien führen Produktprogramm an
Die Portfoliostrategie festzulegen, ist nur eine der Aufgaben der für die Fondsauswahl zuständigen Fachleute. Da sie für die Bewertung von Strategien für Unternehmensplattformen zuständig sind, müssen sie auch strategische Umsetzungsentscheidungen treffen.
Für 2022 fokussieren sie sich auf Modellportfolios, Private Assets und ESG-Investments, um eine im Wandel begriffene Investmentlandschaft mit der Entwicklung der Bedürfnisse und Interessen ihrer Kunden in Einklang zu bringen.
Modellportfolios für eine gleichmäßigere Anlegererfahrung
Modellportfolios haben sich für Unternehmen, die Kundenerwartungen und Risikopositionen steuern möchten, als wichtige Option entpuppt. Tatsächlich geben 80 % der Befragten weltweit an, ihre Unternehmen hätten eine Form von Modellportfolio im Angebot. 2022 stehen Modelle im Mittelpunkt, wenn die Befragten Endanlegern helfen wollen, mit volatileren Märkten umzugehen. Insgesamt meinen 82 %, dass Modellportfolios eine gleichmäßigere Investmenterfahrung liefern. Sieben von zehn (69 %) sprechen von zusätzlicher Sorgfalt, die Modelle bringen.
Ganzen 85 % zufolge bieten Modelle einen rationelleren Investmentansatz. Dadurch können Berater mehr Zeit darauf verwenden, Kunden beim Erreichen ihrer langfristigen Ziele zu unterstützen. Ein Beleg dafür: 85 % der Befragten geben an, Modelle seien eine effizientere Möglichkeit zur Umsetzung von UMAs.
Fast die Hälfte derjenigen, die Modelle anbieten, erklären, ihre Unternehmen wollten in den nächsten zwölf Monaten Kunden auf diese Portfolios umstellen. Am beliebtesten ist diese Strategie in den USA, wo 59 % der Umfrageteilnehmer das als Ziel ihres Unternehmens nennen: allen voran in Wirehouse-Firmen, deren Vertreter dem zu drei Vierteln zustimmen.
Was für Modellportfolios spricht
85%
85%
82%
Unternehmen bauen Dritt-Modellportfolios aus
Weltweit favorisieren die Anbieter derzeit eigene Modelle, doch über ein Drittel der Befragten geht davon aus, dass ihr Unternehmen 2022 Angebote Dritter ausweiten dürfte, wie bei 58 % der Teilnehmer aus US-Wirehouse-Firmen.
Die Befragten sehen in Modellen eine effiziente Möglichkeit, ESG- und andere gefragte Investmentstrategien umzusetzen. Zwei Drittel meinen, Modelle erleichterten die Umsetzung von ESG kundenportfolioübergreifend, was ein Grund dafür sein könnte, dass 55 % der Befragten größeren Bedarf an spezialisierten Modellen wie ESG erkennen. Neben ESG sehen die Teilnehmer auch Bedarf für themenbezogene (38 %), alternative (34 %), steueroptimierte (26 %) und ertragsorientierte (25 %) Portfolios.
Modelle mit ESG-Fokus
Themenbezogene Unterkategorien
Alternative Unterkategorien
Steueroptimierte Strategien
Ertragsorientierte Portfolios
Die Befragten erkennen in Modellen auch maßgeblichen geschäftlichen Nutzen. Angesichts des wachsenden Kostendrucks sehen 74 % in Modellen eine kostengünstigere Option. Die gleichmäßige Erfahrung, die Modelle Kunden bieten, kommt Vermögensverwaltern ebenfalls zugute. Drei Viertel der Befragten gehen davon aus, dass Modellportfolioprogramme Unternehmensrisiken steuern helfen.
Die Befragten erkennen erhebliches Delta für Private-Asset-Renditen
Neben einem Kernangebot an Modellportfolios setzen viele Unternehmen auf die Beimischung nicht korrelierter Investments zu diesen risikobasierten Strategien. Die logische Lösung für viele sind Private Assets, für deren Renditen zwei Drittel der Befragten erhebliches Delta erkennen.
Vielfach reagieren sie mit dem Aufstocken des Private-Assets-Angebots unmittelbar auf die Kundennachfrage. Die Hälfte (49 %) der Umfrageteilnehmer gab an, dass ihre Unternehmen mehr Private-Asset-Investments anbieten, weil die Kunden daran interessiert seien.
Wie bei den Modellportfolios steht bei der Ausweitung von Private Investments auch ESG eindeutig im Fokus der Befragten. Weitere 25 % interessieren sich ausdrücklich für Impact Investments auf den privaten Märkten.
Bei den Arten von Transaktionen, die sie ihren Kunden anbieten wollen, verteilen sich die Befragten gleichmäßig auf Gelegenheiten für Co-Investments (28 %) und Direktinvestments (27 %). Mit Blick darauf, wie groß die jüngste Private-Investment-Welle ausfiel, wollen 25 % ihren Kunden Gelegenheit geben, Kapital daraus zu schlagen, dass Finanzierer ihre ursprünglichen Positionen auf Sekundärmärkten abstoßen.
ESG
45%
Co-Investment
28%
Direkt-
transaktionen
27%
Impact
Investments
25%
Sekundärmärkte
25%
Infrastruktur auf Platz eins bei Private-Market-Projekten
Mit einer augenfälligen Ausnahme decken sich die Sektorprognosen auf den privaten und den öffentlichen Märkten. Im privaten Segment setzen die Befragten in erster Linie auf Infrastruktur (42 %). Bei niedrigen Zinsen sehen sie Infrastruktur womöglich als Chance auf eine beständige Renditequelle. Die verstärkten öffentlichen Investitionen wie das US-Infrastrukturgesetz über 1 Bio. US-Dollar leisten dieser Strategie noch Vorschub.
Darüber hinaus betrachten die Umfrageteilnehmer Informationstechnologie (41 %) und Gesundheitswesen (39 %) als Top-Chancen im privaten Segment. Energie (29 %) und Immobilien (23 %) stehen ebenfalls hoch im Kurs, wenngleich Befragte aus den USA (mit 44 %) den Immobiliensektor doppelt so positiv beurteilen wie im internationalen Vergleich.
Sektoren bieten möglicherweise Orientierung bei der Suche, doch die Befragten werden jede Gelegenheit sorgfältig prüfen. Neun von zehn (90 %) messen den Sorgfaltspflichten bei der Auswahl von Transaktionen größte Bedeutung bei. 60 % finden, dass es durch Covid schwerer geworden ist, diesen Pflichten nachzukommen. Auch die Kosten stehen im Fokus. Zwei Drittel halten die aktuellen Gebühren angesichts der voraussichtlichen Erträge für zu hoch.
Sechs von zehn bauen ESG-Angebot aus
Die Nachfrage der Anleger nach ESG hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Darauf reagieren die Vermögensverwalter. Sechs von zehn (64 %) Befragten wollen ihr ESG-Angebot nach eigenen Angaben in den nächsten 24 Monaten aufstocken. Zwar setzen viele auf ESG, um ihr Vermögen mit ihren Werten in Einklang zu bringen (48 %), die Welt zu verbessern (33 %) und Investmentmandate zu erfüllen (32 %), doch die Befragten führen auch Investmentargumente an: Sieben von zehn halten ESG für einen wesentlichen Bestandteil solider Investmentportfolios und 63 % sehen sogar Alpha-Potenzial im ESG-Bereich.
Trotz der während der Pandemie verbuchten imposanten Gewinne glauben nur 20 %, dass die ESG-Nachfrage Momentum-getrieben ist. Die Befragten geben an, Kunden wollten durch ihre Investments Einfluss auf gesellschaftliche und ökologische Themen nehmen (54 %) oder sehen darin eine Chance, an der grünen Wirtschaft teilzuhaben (45 %). Auch demografische Faktoren spielen bei der Ausweitung des ESG-Angebots eine Rolle, da 34 % infolge des demografischen Wandels ihres Kundenstamms höhere Nachfrage verzeichnen.
Einbeziehung
von ESG
57%
Einbeziehung von ESG-Aspekten, wo diese in der Investmentanalyse für Risiko und Rendite wesentlich sind.
Themen-
bezogene
Investments
53%
Trendgestützte Investments, unter anderem im gesellschaftlichen, industriellen und demografischen Bereich.
Ausschluss-
kriterien
48%
Vermeidung der Wertpapiere von Unternehmen oder Ländern basierend auf traditionellen ethischen Werten, Standards und Normen.
Best-in-class
Kriterien
43%
Favorisierung von Unternehmen mit besseren Aussichten auf eine gute bzw. eine Verbesserung der ESG-Leistung im Vergleich zu anderen Unternehmen der Branche.
Impact
Investments
43%
Investments, denen die Absicht zugrunde liegt, neben finanziellen Erträgen auch gesellschaftlichen und ökologischen Nutzen zu erzielen und zu messen.
Aktionärs
Aktivismus
35%
Eintritt in den Dialog mit Unternehmen zu ESG-Fragen und sowohl Ausübung von Aktionärsrechten als auch Fürsprache für Veränderungen.
Unternehmen setzen ein breiteres Spektrum von ESG-Strategien um
Um die Nachfrage zu befriedigen, setzen Anbieter eine ganze Bandbreite von ESG-Strategien um. Am häufigsten setzen die Befragten neben der fundamentalen Analyse auf die Einbeziehung (57 %) von ESG-Faktoren. Andere wählen aber auch einen opportunistischeren Ansatz in Form von themenbezogenen Investments (53 %) – etwa solchen, die mit dem Interesse von Kunden an der grünen Wirtschaft in Einklang stehen. Die Hälfte arbeitet mit Ausschlusskriterien (48 %), wie sie erste sozialverantwortliche Investments kennzeichneten, weitere 43 % bedienen sich positiver Auswahlkriterien, die mit Best-in-class-Investments in Zusammenhang gebracht werden. Dieselbe Zahl setzt Impact-Investments ein (43 %). Auf Aktionärsaktivismus wird nicht so häufig zurückgegriffen (35 %).
Diversität, Gleichberechtigung und Inklusion fließen in Auswahlprozess ein
In Bezug auf ESG-Maßnahmen fokussieren sich viele Unternehmen auf Diversität, Gleichberechtigung und Inklusion und 24 % der Befragten beziehen solche Bewertungen in ihren Auswahlprozess ein. Weitere 43 % denken darüber nach, wie sich ihr Prozess entsprechend erweitern ließe. Eine kleinere Zahl (37 %) setzt auf aktives Impact-Investing. Ein Viertel misst die CO2-Bilanz, eine ähnliche Anzahl versucht, sie zu verbessern (24 %). Den Temperatureffekt ihres Portfolios misst derzeit nur ein geringer Anteil (13 %).
Obwohl sie ihr Angebot ausbauen möchten, sehen die Befragten ein großes Hindernis auf dem Weg zu einer breiteren Einführung von ESG: nämlich bei der Messung. Bislang haben Branche und Aufsichtsbehörden noch keinen einheitlichen ESG-Standard festgelegt. Sieben von zehn Befragten meinen, eine Vereinheitlichung würde die Bewertung von ESG-Investments erleichtern. Das wird zum entscheidenden Faktor, da immer mehr Unternehmen auf Impact achten.
Die Wand der Sorgen überwinden
Vielleicht sehen die Befragten in Covid nicht die größte Gefahr für das Wirtschaftswachstum 2022, doch die Pandemie wirft dennoch viele Fragen auf: Seit den ersten Anzeichen für Ansteckung hat Covid die globalen Lieferketten auf den Kopf gestellt, die Inflation auf ein 40-Jahres-Hoch getrieben und die Zinsen auf unhaltbar niedriges Niveau. Dennoch halten die Umfrageteilnehmer für das kommende Jahr das Wiederöffnungsgeschäft für die sicherste Wette. Die eigentliche Herausforderung wird darin bestehen, wie gut ihre Portfoliolösungen funktionieren.
Lesen Sie den Überblick
Der Überblick (Executive Overview) über den 2022 Fund Selector Outlook liefert eine Zusammenfassung des Berichts sowie der darin enthaltenen Grafiken.
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Julien Dauchez, Head of Portfolio Consulting & Advisory bei Natixis Investment Managers Solutions, teilt seine Beobachtungen anhand der größten Privatbanken Modellportfolios die sein Team weltweit analysiert hat.