Matthieu Mouly ist seit 2023 Chief Business Development Officer bei Ostrum AM – einer Gesellschaft im Affiliate-Netzwerk von Natixis Investment Managers. Er hält es für die Pflicht eines engagierten verantwortungsbewussten Investors wie Ostrum, die eigenen Kunden dabei zu unterstützen, ihre Portfolios zu dekarbonisieren und zu einer nachhaltigeren Welt beizutragen.

Matthieu Mouly

Matthieu Mouly

Chief Business Development Officer
Ostrum AM
Meines Erachtens ist das größte latente Risiko eines Portfolios heutzutage CO2-bedingt
Wann haben Sie sich zum ersten Mal für den Themenkomplex der nachhaltigen Investments interessiert?
An dem Tag, als mir klar wurde: Ich könnte durch meinen Job einen – wenn auch sehr kleinen – Beitrag gegen den Klimawandel leisten. Das war 2020 in einem früheren Arbeitsverhältnis, als ich den ersten ETF auflegte, der Paris-abgestimmte Referenzwerte und einen Klimawandel-Referenzwert nachbildete. Damit bot ich allen Anlegern einfache Unterstützung, um ihre Anlagen auf Dekarbonisierung auszurichten mit dem Ziel, spätestens 2050 Klimaneutralität zu erreichen.

Inwiefern ist Nachhaltigkeit ein wichtiger Bestandteil Ihrer Rolle bei Ostrum?
Meine Aufgabe ist in erster Linie, unseren Kunden sowohl Produkte als auch Dienstleistungen anzubieten, die im Zeitverlauf eine beständige Wertentwicklung liefern. Ich bin mir allerdings ganz sicher, dass ein Vermögensverwalter keine beständige Wertentwicklung erzielen kann, wenn er die Nachhaltigkeitsaspekte außer Acht lässt. Denn alles, was mit Klima und Biodiversität zusammenhängt, stellt ein außerbilanzielles Risiko dar. Ich bin überzeugt, dass dieses Risiko in den kommenden Jahren in die Bilanz des betreffenden Unternehmens Eingang finden und sich auf dessen Ergebnis auswirken wird.

Warum motivieren Sie diese Themen nach wie vor?
Für mich ist das eine Möglichkeit, wenn auch nur im ganz Kleinen, für andere Menschen und die ganze Gesellschaft etwas Positives zu bewirken. Etwas gegen den Klimawandel zu tun, ist für mich mehr als nur ein Ziel – es ist eine Pflicht. Die Arbeit in der Finanzbranche bei einem großen Unternehmen gibt uns meines Erachtens die Möglichkeit, etwas zu bewirken. Wenn wir den Dialog zu Unternehmen aufnehmen und diese drängen, ihre CO2-Emissionen durch entsprechende Strategien zu verringern, so erfüllen wir damit meiner Ansicht nach unsere Pflicht. Der Finanzwirtschaft kommt da ganz klar eine wichtige Rolle zu. Außerdem ist Europa den USA in der Vermögensverwaltungsbranche unter Regulierungs- und Kompetenzaspekten zum ersten Mal voraus und setzt sich im Bereich Nachhaltigkeit an die Spitze.

Was verleiht Ostrum Glaubwürdigkeit als nachhaltiger Investor?
Wie ich es sehe, gehört die Mehrheit unserer Kunden, nämlich französische Versicherungsgesellschaften, zu den fortschrittlichsten Investoren in den Bereichen Nachhaltigkeit und Klimawandel. Diese Kunden werden auch immer anspruchsvoller, was uns meines Erachtens einen eindeutigen Vorteil verschafft.

Immerhin verwaltet Ostrum seit fünf Jahren über 100 Mrd. Euro in auf Dekarbonisierung ausgerichteten Anleihen und Aktien. Insbesondere nachhaltige Anleihen leisten einen entscheidenden Beitrag zur Überbrückung der gewaltigen Investitionslücke, die geschlossen werden muss, um die im Pariser Klimaabkommen von 2015 und in den UN-Zielen für nachhaltige Entwicklung festgelegten Ziele zu erreichen.

Wir haben auch unsere Mitwirkung bei Unternehmen in Fragen des Klimawandels recht ambitioniert verstärkt. Insgesamt finde ich, dass wir in Bezug auf all diese Themen zu den progressivsten institutionellen Vermögensverwaltern gehören.

Eine aktuelle Natixis-Umfrage unter für die Fondsauswahl zuständigen Spezialisten weltweit machte das anhaltende Interesse an grünen Anleihen deutlich. Teilen Sie deren Optimismus?
Ja, da gehe ich konform. Schließlich verwalten wir immer mehr grüne Anleihen für unsere Kunden. Zum heutigen Stand sind wir mit 35 Mrd. Euro in grünen, sozialen, nachhaltigen und nachhaltigkeitsbezogenen Anleihen investiert.

Und wie bereits angesprochen, stellen wir fest, dass die Kunden immer genauer hinschauen. Die Erlöse aus grünen Anleihen sollen so verwendet werden, dass eine positive Umweltwirkung entsteht – eine Voraussetzung dafür, dass eine Anleihe als grün angesehen wird. Die heikle Frage ist jedoch, wie diese Wirkung und die Intensität der grünen Aspekte überprüft wird. Erzielen alle grünen Anleihen dieselbe Wirkung? Sind sie alle so grün, wie sie es sein sollten?

Wir verfügen über ein auf grüne Anleihen spezialisiertes Team, dessen Funktion es ist, alle grünen Anleihen einzustufen, um sicherzugehen, dass die Erlöse auch ordnungsgemäß verwendet werden. Denn wir wissen, dass nicht alle sogenannten grünen Anleihen auch wirklich grüne Projekte finanzieren. Aus diesem Grund sorgt die Fähigkeit, die Verwendung der Erlöse und die positiven Wirkungen jeder einzelnen grünen Anleihe richtig einzuschätzen, für noch robustere Investments.

Und aus demselben Grund haben wir uns innerhalb von Ostrum spezifische Kompetenzen bei der Beurteilung und Einstufung nachhaltiger Anleihen – darunter grüner, sozialer und nachhaltiger Anleihen – sowie Übergangs- und nachhaltigkeitsbezogener Anleihen angeeignet.

In Anbetracht der mit Blick auf die finanzielle Performance eher schwierigen 18 Monate für nachhaltige Investments – wie belegen Sie Anlegern die von bestimmten Investments erzielten nachhaltigen oder wirkungsbezogenen Renditen?
Steigen die Ölpreise und weisen alle Ölgesellschaften hohe Gewinne aus, dann schneiden nachhaltige Ansätze unterdurchschnittlich ab. Ist das ein Grund, solche Unternehmen wieder zu kaufen? Das glaube ich nicht. Ganz im Gegenteil, vielleicht ist der Zeitpunkt für unsere Kunden gekommen, ihr Engagement in Entkarbonisierung und Übergangslösungen zu erhöhen.

Offen gesagt verändert sich die Welt nicht schnell genug, was Klima und CO2-Emissionen angeht. Wir bei Ostrum sind überzeugt, dass es unsere Pflicht ist, Anleger beim Übergang von braunen auf grüne Investments zu unterstützen – vor allem unter den widrigen gegenwärtigen Bedingungen, unter denen manche Ölgesellschaften finanziell sehr gut dastehen – und ihnen zu helfen, ihr Portfolio weiter zu dekarbonisieren.

Selbst wenn sich dies kurzfristig negativ auf unsere Performance auswirken könnte, halten wir und unsere institutionellen Kunden an unserer langfristigen Marktperspektive fest. Wir sind uns sicher: Die Berücksichtigung all der nachhaltigen Klima- und CO2-Komponenten wird sich auf lange Sicht positiv auf die Wertentwicklung ihres Portfolios auswirken.

Meines Erachtens ist das größte latente Risiko eines Portfolios heutzutage CO2-bedingt. Viele Anleger sind maßgeblich in CO2-Emittenten engagiert. CO2-Emissionen sind wie stille Lasten, die der Markt zwar heute noch nicht einpreist, aber morgen ganz bestimmt. Denken Sie daher an die CO2-Risiken. Wir halten es jedenfalls für unsere Pflicht, unsere Kunden im Umgang damit zu unterstützen.

Verfasst am 21. Februar 2024
Die Bereitstellung dieser Unterlagen und/oder der Verweis auf bestimmte Wertpapiere, Sektoren oder Märkte in diesen Unterlagen stellen weder eine Anlageberatung oder Empfehlung dar noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers beziehungsweise ein Angebot eines regulierten Finanzdienstleistungsgeschäfts. Anleger sollten die Anlageziele, -risiken und -kosten eines Investments vor der Anlage sorgfältig prüfen. Die enthaltenen Analysen, Meinungen und bestimmte Investmentthemen und -prozesse stellen die Einschätzungen der/des Portfoliomanager/-s zum angegebenen Datum dar. Diese können sich ebenso wie die Portfoliopositionen und die angegebenen Merkmale jederzeit ändern. Es kann nicht zugesichert werden, dass sich die in diesem Dokument enthaltenen Vorhersagen oder Prognosen als richtig erweisen. Die von externen Dritten dargelegten Analysen und Meinungen sind unabhängig und decken sich nicht unbedingt mit den Analysen und Meinungen von Natixis Investment Managers. Die Angaben zur früheren Wertentwicklung lassen keine verlässlichen Rückschlüsse auf zukünftige Wertverläufe zu.

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