Bertrand Rocher

Bertrand Rocher

Mirova**

Marc Briand

Marc Briand

Mirova

Der Begriff „Greenium“ steht für „Green Bond Premium“ und bedeutet so viel wie „grüne Prämie“. Angewandt auf festverzinsliche Anlagen wie Anleihen, beschreibt das „Greenium“ den Renditeunterschied zwischen einer „grünen Anleihe“ – wobei die „Rendite“ ein Maßstab für den Ertrag ist, den die Anlage bringt – und einer herkömmlichen, nicht grünen Anleihe eines vergleichbaren Emittenten.

Das läuft im Grunde auf niedrigere Fremdkapitalkosten für Emittenten grüner Anleihen und höhere Kosten für die Investoren hinaus. Im Wesentlichen wird auf dem Markt für grüne Anleihen so der „Preis“ ermittelt.

Die Rückkehr der Inflation, hohe Rohstoffpreise und höhere Zinsen bedeuten, dass die Emittenten grüner wie konventioneller Anleihen in diesem Jahr zurückhaltender agieren.4

Forschungsergebnisse belegen: Das risikoscheue Umfeld, welches ein größeres Renditegefälle ausgelöst hat – den „Credit Spread“ beziehungsweise die Renditedifferenz zwischen zwei verschiedenen Schuldinstrumenten gleicher Laufzeit, aber mit unterschiedlichem Bonitätsrating –, dürfte grünen Anleihen zugutekommen. Diese zeigen sich unter solchen Bedingungen oft robuster als herkömmliche Schuldverschreibungen.5

Diese positive Bewertung wird mit dem defensiveren Profil gleichgesetzt, das das Universum grüner Anleihen an den Tag legt, mit ihren beliebten „Impact“-Merkmalen – die Finanzierung von Projekten, die positiv zu Umwelt- und Energiewende beitragen, etwa durch die Entwicklung und Speicherung erneuerbarer Energie – und auch mit ihrem Anlegerstamm, der aller Voraussicht nach einen längerfristigen Investmenthorizont aufweist.

Nach Emissionssektor skaliert, besagen die Forschungsergebnisse, dass die grüne Prämie in aller Regel in solchen Sektoren niedriger ausfällt, in denen konventionelle Anleihen erwartungsgemäß in der Minderheit sind und von grünen Anleihen verdrängt werden.5 Zu diesen Sektoren zählen Versorgung und Finanzen.

Der Versorgungssektor steht im Zentrum der Energie- und Umweltwende und emittiert strukturbedingt eine hohe Zahl grüner Anleihen. Der Finanzsektor dagegen hat einen hohen Finanzierungsbedarf, unter anderem in Bezug auf viele grüne Anlagen, oftmals im Immobiliensegment.

Zyklische Sektoren weisen jedoch eine höhere grüne Prämie auf – zum Beispiel der Konsumgütersektor, der auf dem Markt für grüne Anleihen noch ganz am Anfang steht. Autohersteller und ihre Zulieferer emittieren währenddessen bereits wiederkehrend derartige Instrumente, um die Produktion umweltfreundlicherer Fahrzeuge zu finanzieren.

Der größte Anstieg des Emissionsvolumens ist in den letzten Jahren allerdings bei nachhaltigkeitsgebundenen Anleihen (Sustainability Linked Bonds, SLBs) zu verzeichnen.5 Sie sind potenziell auch die größte Konkurrenz für grüne Anleihen.
Der Erlös aus Investments in grüne Anleihen könnte im Zusammenhang mit Umweltprojekten Verwendung finden – beispielsweise für Anlagen, die erneuerbare Energien nutzen. Bei einem SLB ist dagegen die Zinszahlung als solche de facto mit der Nachhaltigkeitsleistung des Emittenten verknüpft – zum Beispiel durch einen geringeren Ausstoß an Treibhausgasen.

Der Emittent eines SLB kann daher den Erlös für alle möglichen Zwecke nutzen und muss die durch die Emission finanzierten Projekte folglich nicht überwachen. Die Flexibilität, die dem Emittenten dadurch ermöglicht wird – weil er frei entscheiden kann, wie er seine Nachhaltigkeitsziele erreichen will –, macht SLBs so attraktiv. Ein SLB kann schließlich jedes Unternehmen auflegen – eine grüne Anleihe nicht.

Durch Sektoren, die im Verhältnis zu grünen Anleihen eine hohe Zahl an SLBs emittieren, wächst die grüne Prämie. Zu Beispielen dafür zählen der Industriesektor – mit Ausnahme der Autoindustrie – und der Konsumgütersektor, aber auch die Sektoren Pharma und Technologie. Dagegen schreiben die geltenden Vorschriften vor, dass der Finanzsektor – und insbesondere Banken – keine SLBs begeben dürfen.

Kurz, die neuen SLBs könnten das Wachstum des Marktes für grüne Anleihen bremsen und in manchen Sektoren verhindern, dass die grüne Prämie zurückgeht.
Die entstehende Konkurrenz für grüne Anleihen durch SLBs, ein von positiven Zinsen geprägtes Umfeld und aktualisierte Bonitätsratings (die auch Herabstufungen beinhalten) für Indizes und das gesamte Anleihenuniversum könnten allesamt Faktoren sein, die die grüne Prämie in den kommenden Monaten beeinflussen.

Hinzu kommt, dass der neuerliche Fokus auf „Greenwashing“ – im letzten Jahr trat in Europa die SFDR in Kraft, während die SEC in den USA ähnliche Regelungen vorschlägt – sowie das genauere Hinsehen der Aufsichtsbehörden zu einer robusteren grünen Prämie für bestimmte Emittenten führen könnte.

Aus Überzeugung grün: Ihr festverzinsliches Portfolio

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GLOSSAR
  • Festverzinsliche Wertpapiere – Eine Anlageklasse, die Anlegern bis zur Fälligkeit des Investments – dem vereinbarten Termin, an dem das Investment endet, was oft die Rückzahlung oder Prolongation einer Anleihe auslöst – Zahlungsströme in festgesetzter Höhe zukommen lässt, in der Regel in Form von festen Zinsen oder Dividenden. Bei Fälligkeit erhält der Anleger zusätzlich zu den bereits vereinnahmten Zinsen den investierten Kapitalbetrag zurück. Zu den typischen festverzinslichen Investments zählen Staatsanleihen, Unternehmensanleihen und in den letzten Jahren auch vermehrt grüne Anleihen.
  • Impact-Investments – Beziehen sich auf Strategien, die in Unternehmen/Organisationen mit der ausdrücklichen Absicht investieren können, als primäres Ziel eine positive soziale oder ökologische Wirkung zu erzielen und als sekundäres Ziel finanziellen Ertrag.
  • Emission – Der „Rentenmarkt“ beschreibt grob einen Markt, auf dem Anleger Schuldtitel kaufen können, die entweder von staatlichen Stellen oder von Unternehmen auf den Markt gebracht oder „emittiert“ werden. Regierungen von Ländern „emittieren“ gewöhnlich Anleihen, um Kapital zur Schuldentilgung oder zur Finanzierung von Verbesserungen der Infrastruktur zu beschaffen. Unternehmen „emittieren“ Anleihen, um das nötige Kapital für die Weiterführung des Betriebs, den Ausbau von Produktlinien oder die Eröffnung neuer Standorte aufzubringen.
  • Klimaneutralität – Ein Konzept, das darauf abhebt, die Treibhausgasemissionen so auszugleichen, dass alle durch menschliche Aktivitäten ausgestoßenen Treibhausgase per saldo null ergeben. Der Punkt der „Nettonull“ ist erreicht, wenn alle verbleibenden THG-Emissionen durch Technologien kompensiert werden, die der Atmosphäre diese Gase entziehen.
  • SFDR (Verordnung über nachhaltigkeitsbezogene Offenlegungspflichten im Finanzdienstleistungssektor, Kurzname: Offenlegungsverordnung) – Seit März 2021 müssen Vermögensverwalter ihre Fonds auf der Grundlage der Produktmerkmale in verschiedene Nachhaltigkeitskategorien einstufen. Die Fonds werden als Artikel-6-, -8- oder -9-Fonds eingestuft, wobei „Artikel-9-Fonds“ als ausdrückliches Ziel eine „nachhaltige Investition“ anstreben müssen. Die SFDR soll die ESG-Berichterstattung von Investmentgesellschaften verbessern und vereinheitlichen und es Anlegern ermöglichen, die ESG-Ansätze verschiedener Investmentfonds zu bewerten und zu vergleichen, um ihnen damit mehr Transparenz zu bieten und „Greenwashing“ zu vermeiden – den Prozess, einen falschen Eindruck zu erwecken oder irreführende Informationen darüber zu erteilen, wie umweltfreundlich die Produkte einer Gesellschaft sind.
  • Rendite – Ein Maß für die aus einem Investment vereinnahmten Erträge. Im Falle einer Aktie besteht die Rendite in der jährlichen Dividendenzahlung in Prozent des Marktkurses der Aktie. Bei Anleihen ist die Rendite der jährliche Zins in Prozent des aktuellen Marktkurses.
1 Quelle : https://www.im.natixis.com/intl/research/esg-investing-survey-insight-report
2 Quelle : Climate Bonds Initiative, 2022, https://www.climatebonds.net/resources/press-releases/2022/08/h1-market-report-green-and-other-labelled-bond-volumes-reach-4178bn
3 Quelle : https://www.afme.eu/Publications/Data-Research/Details/ESG-Finance-Report-Q1-2022---European-Sustainable-Finance
4 Quelle : https://home.cib.natixis.com/articles/green-and-sustainable-bond-market-update-2q-2022
5 Quelle: Mirova, 2021

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